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Greyhoundsperre beim Whippet

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Anders als die Bezeichnung dieses Symptoms einer schwerwiegenden und potentiell lebensbedrohlichen Stoffwechselsituation beim Windhund vermittelt, tritt die Greysperre nicht nur beim Greyhound auf, sondern kann theoretisch alle Rassen betreffen, vorrangig jedoch die sehr schnellen und stark bemuskelten Rassen wie Greyhound, Whippet und zum Teil den Galgo.

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Stolz auf das gefangene “Hasi”!

Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, dass alle Windhundhalter und besonders auch alle Whippethalter über dieses Syndrom Bescheid wissen, damit frühe Anzeichen erkannt werden und rechtzeitig medizinische Maßnahmen eingeleitet werden können. Auch kennt nicht jeder Tierarzt dieses Krankheitsbild (wie aus zahlreichen Berichten zu schließen ist) und ist unter Umständen dankbar für einen Hinweis.
Im Zusammenhang mit der Greyhoundsperre fallen Begriffe wie Myoglobinurie, metabolische Azidose, Azoturie oder belastungsbedingte Myopathie, Rhabdomyolyse und immer wieder der Vergleich mit dem Kreuzverschlag bei Pferden.

Wodurch wird nun eine Greysperre ausgelöst und was ist das überhaupt?

Die belastungsbedingte Rhabdomyolyse tritt, wie der Name andeutet, nach einer starken Überlastung der Muskulatur auf, z.B. nach exzessivem Sprinten im Spiel mit Artgenossen oder angetrieben durch ein Spielzeug (Frisbeewerfen, Ballwerfen), oder selbstverständlich und sehr viel wahrscheinlicher, durch das Hetzen von Wild im Gelände oder nach (relativ) zu langen Coursings und zu exzessiv betriebenen Rennen auf der Bahn. Wer genauer Bescheid wissen möchte, was genau im Körper abläuft, der kann sich z.B. hier und hier informieren. Auch die Greyhound-Bibel bietet natürlich umfangreiche und fundierte Informationen (besonders für Mediziner und medizinisch Interessierte).

Grob umschrieben wird der Muskel durch Überlastung und dadurch bedingte Mangelversorgung geschädigt, Muskelzellen sterben ab und die Abbauprodukte gelangen in die Blutbahn, was in Folge zu irreversiblen Nierenschäden oder akutem, ev. tödlichem Nierenversagen führt.

Risikofaktoren sind eine mangelnde Fitness resp. ein mangelhafter Trainingszustand im Vergleich zur geforderten Leistung, sodass der Hund sehr schnell über seine physischen Grenzen hinaus belastet wird. Zwar kann eine Greyhoundsperre auch gut trainierte Sporthunde treffen, die viel Freilauf gewohnt sind, doch ist dies unwahrscheinlicher, so man sie nicht bewusst überlastet. Auch betrifft diese Hunde eher die subakute Form der Greysperre. Und ungewollte Hetzjagden im Gelände übersteht letztlich auch ein fitter Hund besser.
Dennoch: Immer im Hinterkopf behalten, selbst wenn man denkt, der eigene Hund sei fit und trainiert! Denn Auslöser können auch andere Umweltfaktoren sein.
Besonders anmerken möchte ich hier, dass Sporthunde nach Verletzungspausen langsam und sorgfältig auftrainiert werden müssen, bevor man sie wieder in den Bewerb oder zum Training (das sich in den Distanzen meist nicht unterscheidet) schickt! Der Muskelabbau tritt bei eingeschränkter Bewegung sehr rasch ein und der Körper stellt sich auf Ruhe um.

Feuchtwarmes Klima spielt eine große Rolle, was besonders zu beachten ist, wenn man die Hunde längere Zeit im Auto transportiert oder beim Sport in einer Box ausruhen lässt. Gerade wenn mehrere Hunde im Auto sind, ist selbst bei niedrigen Außentemperaturen immer auf gute Frischluftzufuhr und Durchlüftung (Feuchtigkeit durch Hecheln) zu achten.
Idealerweise werden die Hunde eigentlich auch erst dann wieder ins Auto gebracht, wenn sie nach dem Sport abgelaufen sind und nicht mehr hecheln!

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Nach dem Lauf ist leichte Bewegung zum Abkühlen angesagt.

In diesem Zusammenhang sind auch Hunde besonders gefährdet, die sich sehr leicht erregen und schnell unter großer Anspannung stehen. Gerade beim Sport ist daher darauf zu achten, dass der Hund in Trainingspausen möglichst ruhig gehalten wird, eventuell abseits des Hundeplatzes/Parcours/Bahn.
Auch belastende Lebenssituationen (chronischer Stress in der Familie, in der Hundegruppe) können dazu führen, dass der Hund anfälliger für eine Greysperre ist.
Ein niedriger Kaliumspiegel stellt ebenfalls ein Risiko dar, dies kann krankheitsbedingt sein oder aufgrund einer nicht angepassten Ernährung.
Gelegentlich wird weiters eine erbliche Komponente diskutiert, allerdings lässt sich derzeit keine Aussage dazu treffen.

Was sind Anzeichen für eine Greyhoundsperre?

Es gibt 3 Formen der Greyhoundsperre, die sich in ihrem klinischen Bild und den Folgen für den Hund unterscheiden.

1. Perakute Form:
– tritt während/direkt nach der Belastung auf
– gekennzeichnet durch Erschöpfung, beschleunigte Atmung, Muskelschmerzen
– Schmerzhaftigkeit von Rücken und Hinterhand, Nägel der Hinterläufe
schleifen beim Gehen am Boden, Schmerzen beim Aufstehen und Hinlegen
– dunkel verfärbter Urin (der Hund “pinkelt Blut”) durch das Muskelprotein Myoglobin, daher “Myoglobinurie”
– unbehandelt tritt der Tod durch Nierenversagen/Nierenblockade innerhalb von 48 Stunden ein

2. Akute Form:
– tritt während/direkt nach der Belastung auf
– gekennzeichnet durch Erschöpfung, Muskelschmerzen
– Schmerzhaftigkeit von Rücken und Hinterhand
– i.d.R. nur selten dunkel verfärbter Urin
– bei Nichtbehandlung kann ebenfalls der Tod durch Nierenversagen eintreten, jedoch seltener als bei der perakuten Greysperre (25% Sterblichkeit)

3. Subakute Form:
– Schmerzen beschränken sich auf den vorderen Rückenbereich (Muskelentzündung, Auftreten der Schmerzhaftigkeit daher erst nach ca. 24h, durch Berührung verstärkt)
– keine auffällige Erschöpfung, nur sehr selten zeigt sich eine Myoglobinurie
– selten tödlich

Ein veränderter pH-Wert des Urins (zuerst alkalisch, dann sauer) und geschwollene, heiße Muskeln, hohes Fieber sind ebenfalls Symptome.

Untrainierte Hunde mit einer mangelhaften Grundfitness trifft tendenziell eher die schwere perakute Form, während Stress und feuchtes Klima eine akute Greyhoundsperre auslösen können. Eine Überlastung fitter, gut trainierter Hunde löst dagegen, wie oben erwähnt, eher eine subakute Form aus.
Die Entstehung dieses Syndroms unterliegt also vielen unterschiedlichen Faktoren und ist sehr unterschiedlich ausgeprägt. Ernst sollte man jedes Symptom nehmen.

Was tun als “Erste Hilfe”?

Trinken, trinken, trinken!

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Auch im Alltag ist bei Windhunden darauf zu achten!

Den Hund kühlen, jedoch nur mit feuchten Tüchern und Luftzufuhr. Und ab zum Tierarzt, dem man z.B. folgenden Leitfaden in die Hand drückt: Greyhoundsperre
Oder dies hier.
Wenn man dem Behandlungsplan folgt, ist ca. 4-6 Wochen Ruhe angesagt. Bei Sporthunden mind. 12 Wochen, ehe man sehr sorgfältig auftrainiert.
Muskelschäden durch die abgestorbenen Muskeln werden dem Hund bleiben, auch die Nieren können in ihrer Funktion beeinträchtigt sein. Je schneller man reagiert, desto besser kann sich der Hund erholen. Es ist jedoch unbedingt darauf zu achten, dass eine solche Situation nicht wieder herbeigeführt wird.



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