Da erfreulicherweise vereinzelt Whippetzüchter dazu übergehen, ihre Hunde bei MyDogDNA testen zu lassen, möchte ich kurz etwas zum Genetic Health Index schreiben. Das ist die Zahl, die den Leuten als erstes in die Augen fällt, mit der viele aber gleichzeitig auch nur wenig anfangen können.
Ich werde daher an dieser Stelle vorgreifen und nicht darauf eingehen, was genau MyDogDNA wie testet, sondern wirklich nur den GHI thematisieren.
MyDogDNA gibt zum GHI eine gute Erklärung an:
The Genetic Health Index (GHI) describes the relative health level of the dog’s genome in relation to the other tested dogs in the database, considering both disease test results and measured genetic diversity.
The dog’s GHI is not stable and is likely to change when the number of tested dogs increases. The average dog has a GHI value of 100 – the healthier the dog, the higher the index. For instance, severe inherited diseases, as well as low genetic diversity, would lower the index. The GHI value becomes breed-specific when a sufficient number of dogs have been tested within a breed.
Please note that the GHI value should not be used for breeding selections; mating of two dogs with a high GHI will not necessarily lead to healthier offspring as the dogs might be too closely related. Use the Breeder Tool to evaluate the genetic match and to see the estimated genetic health of the offspring.
The genetic health index does not take into account known inherited diseases within a breed for which there are no DNA tests or any test results obtained outside the database.
Auf Deutsch:
Der Genetic Health Index (GHI) beschreibt das relative Gesundheitsniveau des Hunde-Genoms in Relation zu den anderen getesteten Hunde in der Datenbank, wobei sowohl die Testergebnisse auf Erbkrankheiten als auch die gemessene genetische Diversität berücksichtigt werden.
Der GHI des Hundes ist nicht statisch und wird sich wahrscheinlich ändern, wenn die Anzahl der getesteten Hunde zunimmt. Der durchschnittliche Hund hat einen GHI-Wert von 100 – je gesünder der Hund, desto höher der Index. Zum Beispiel würden schwere Erbkrankheiten sowie eine geringe genetische Vielfalt den Index senken. Der GHI-Wert wird rassespezifisch, wenn eine ausreichende Anzahl von Hunden innerhalb einer Rasse getestet wurde.
Bitte beachten Sie, dass der GHI-Wert nicht für die Zuchtauswahl verwendet werden sollte, die Paarung von zwei Hunden mit einem hohen GHI führt nicht notwendigerweise zu gesünderen Nachkommen, da die Hunde zu eng verwandt sein könnten. Verwenden Sie das Breeder Tool, um die genetische Übereinstimmung zu bewerten und die geschätzte genetische Gesundheit der Nachkommen zu sehen.
Der genetische Gesundheitsindex berücksichtigt keine bekannten Erbkrankheiten innerhalb einer Rasse, für die keine DNA-Tests oder Testergebnisse außerhalb der Datenbank vorliegen.
Reicht das jetzt als Info?
Nein
Beim Whippet setzt sich der GHI eigentlich ausschließlich aus der genetischen Diversität zusammen, denn außer der sehr seltenen Myostatin-Mutation und der noch viel selteneren Blutgerinnungsstörung Faktor VII-Mangel wurden beim Whippet noch keine Erbkrankheiten nachgewiesen. PFKD gilt als rassespezifische Erkrankung, meines Wissens gibt es jedoch nur zwei bekannte Fälle, und das waren Brüder. Es ist also unwahrscheinlich, dass man hier etwas findet. Das betrifft die Erbkrankheiten in diesem Panel, bitte NICHT generell!
Je höher jedenfalls die Diversität beim einzelnen Hund, desto höher der GHI. Ein Whippet mit durchschnittlicher Diversität von ca. 31% ohne Erbkrankheit hat also einen GHI von 100. Punkt. Nicht Prozent, nicht sonstwas, nur 100.
Liegt seine genetische Diversität überdurchschnittlich hoch, hat er einen höheren GHI als 100. Liegt sie darunter, ist der Wert niedriger als 100.
Lori hatte einen GHI von 100, ihre genetische Diversität liegt mit 30,7% genau an der Grenze. Da in den letzten Wochen viele Sporthunde getestet wurden, hat sich der Wert aller Whippets jedoch minimal verschoben und sie rutschte auf 99 ab. Kommen in Zukunft wieder mehr Showhunde dazu, wird ihr Wert vermutlich wieder ansteigen, denn Showwhippets haben in der Regel eine geringere Diversität als Rennwhippets (warum, das erkläre ich mal an anderer Stelle, hauptsächlich liegt es aber einfach an der häufiger und intensiver praktizierten Linienzucht = Inzucht bei Showhunden).
Das ist damit gemeint, dass der Wert nicht statisch ist, sondern sich mit den neu getesteten Hunden ändert.
Generell ist anzumerken, dass die genetische Diversität beim Whippet leider bereits vergleichsweise niedrig ist.
Beim Whippet liegt der Median aktuell bei 31,3%.
Bei allen Rassehunden in der Datenbank bei 33,8%.
Bei den Mischlingen bei 43,3%.
Beim Italienischen Windspiel bei 33,7%.
Beim Irish Wolfhound bei 25,2%.
Beim Saluki bei 35,1%.
Und beim Greyhound bei 31,7%.
Etc.
Das deckt sich mit der hier erwähnten Analyse und ist nicht gerade erfreulich, zumal man etwas bedenken muss, das vielen nun auch nicht wirklich schmecken wird: Es sind nicht alle getesteten Whippets als reinrassig einzustufen, auch wenn das auf dem Papier vielleicht so steht.
Einige Whippets zeigen eine außergewöhnliche genetische Nähe zum Greyhound und eine genetische Diversität im Bereich eines Mischlingshundes. Und nein, das geht nicht auf die Entstehung der Rasse zurück und nein, es handelt sich auch nicht um Einkreuzungen, die vor Jahrzehnten vorgenommen wurden.
Diese Hunde drücken einerseits die Werte der reinrassigen Hunde etwas nach unten, heben andererseits aber die rassespezifische Diversität künstlich an und zeichnen damit quasi ein geschöntes Bild.
Es dürfte in Wahrheit also noch ein wenig schlechter um die genetische Vielfalt innerhalb der Rasse stehen.
Was man dagegen tun kann, kann man z.B. hier lesen.
Was fängt man aber nun eigentlich mit diesem Wert an?
Wirklich interessant ist der GHI für Züchter. Denn mittels Breeder Tool lässt sich unter den getesteten und als Zuchthund registrierten Whippets ein Partner finden, der den eigenen Hund möglichst gut ergänzt und Nachkommen mit einer vielfältigen genetischen Ausstattung erwarten lässt.
„Erwarteter GHI“ ist diesbezüglich das Stichwort, denn natürlich kann im Vorhinein nicht gesagt werden, welche Gene ein Welpe nun tatsächlich in welcher Kombination erhält (warum, das steht hier).
Ähnlich wie der COI/Inzuchtkoeffizient gibt das Breeder Tool lediglich einen Anhaltspunkt, allerdings einen, der auf tatsächlich vorhandenen Genen beruht und nicht auf einer mathematischen Formel.
Interessanterweise lassen sich die im verlinkten Beitrag beschriebenen Unterschiede zwischen Geschwistern mit MyDogDNA direkt zeigen.
Aus dem A-Wurf of Goldenblue, dem Y-Wurf und dem Naturatas B-Wurf finden sich Geschwister in der Datenbank, deren GHI-Werte sich deutlich unterscheiden, so z.B. Aramis 100, Avanne 102, Amber 104.
Führt man fiktive Verpaarungen durch, zeigt sich, dass selbst in einem sehr homogenen Wurf mit einem sehr hohen COI von über 10% Schwestern unterschiedlich gut zu ein und demselben Rüden passen. Das Tool greift also tatsächlich auf die analysierten Sequenzen zurück und vergleicht diese mit dem Partner, weshalb es logischerweise sinnvoll ist, vor einem Wurf beide Elterntiere zu testen und nicht nur die Mutter oder den Vater in spe.
Das Tool wird demnach so angewandt: Man klickt auf Breeder Tool oder auf das Herz mit der pink unterlegten Zahl, die angibt, wie viele potentielle Zuchtpartner in der Datenbank vorhanden sind. Die Datenbank sortiert weder Geschwister noch sonstige Verwandte aus, was ich eigentlich ganz sinnvoll finde, denn so sieht man gleich, was bei einer Inzestverpaarung passiert – der GHI sinkt dramatisch ab.
In absteigender Reihenfolge werden also die Partner angezeigt, rechts davon der erwartete GHI der Welpen. Dieser ist besonders hoch, wenn sich die Hunde gut ergänzen und die Nachkommen eine gewisse Vielfalt an Genen mitbekommen können.
Ideal für eine Wurfplanung wäre diesbezüglich, dass der erwartete Wert der Welpen über dem der Eltern liegt. Zumindest sollte er nicht niedriger liegen als bei den Eltern/dem Elternteil mit der niedrigeren Diversität.
Das wäre der Fall, wenn man Hunde verpaart, die entweder tatsächlich in den letzten paar Generationen nah miteinander verwandt sind, oder aber zufällig sehr ähnliche Genkombinationen tragen.
Das wollen wir ja vermeiden, daher ist ein Partner mit hohen Werten zu bevorzugen.
Natürlich wäre das bei einer Verpaarung von Sport- mit Showlinien der Fall, etwas, was schließlich auch immer wieder von Menschen mit einem etwas tieferen Verständnis der Thematik gefordert wird Es wird dennoch sehr selten durchgeführt, auch bei anderen Rassen, wobei ich hier gerne dieses sehr löbliche Beispiel beim Greyhound anführen möchte.
Naja, und das war’s auch schon.
Über Herzgesundheit, Augengesundheit, das Wesen oder andere Erkrankungen kann man keine Aussage treffen. Diese Dinge muss ein Züchter abklären, so wie er das immer schon gemacht hat. Oder auch nicht gemacht hat. Nur wenn es um Autoimmunerkrankungen geht, da zeigen Studien beim Italienischen Windspiel, Pudel usw., dass Hunde mit einer höheren genetischen Diversität seltener betroffen sind.
Über Größe, Farbe, Morphologie kann man ebenfalls Aussagen treffen, aber das soll hier nicht Thema sein.
Warum ich es sehr wertvoll und spannend finde: Man sieht unmittelbar die Konsequenzen, die züchterische Entscheidungen auf die genetische Vielfalt der Hunde haben und man kann Vergleiche mit der Pedigreeanalyse im Whippet Archive anstellen.
Welche Auswirkungen haben ein hoher COI, ein hoher AVK auf die genetische Diversität? Und welche ein niedriger COI und AVK? Bei welchen Hunden zeigt sich das stärker, bei welchen weniger stark?
Wie verändert sich der niedrige GHI eines Showhundes, wenn man ihn mit einem anderen, nicht verwandten Showhund mit niedrigem GHI kreuzt?
Der kann auf einmal ganz schön ansteigen
Und das wäre das, was neben den restlichen Gesundheitswerten und dem Wesen eigentlich zählt.
Denn wer bisher noch nicht verstanden hat, warum Inzucht auf Dauer (und wir züchten unsere Whippets nun schon seit über 100 Jahren „in“!) gefährlich ist und warum genetische Verarmung DAS Problem der heutigen Hundezucht ist, dem… Ja, dem ist natürlich schon zu helfen, nur erfordert das auch ein wenig Offenheit und Motivation